Rennbericht Deutsche Meisterschaft 2022

Ilmenau hat erneut ein großartiges Rennen abgeliefert. Der Klassiker in der Thüringer Universitätsstadt bot den perfekten Schauplatz für die Titelvergabe der Deutschen Meister 2022. In den Eliteklassen gingen die Trikots an Max Hartenstern und Nina Hoffmann. 

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert werden in Ilmenau Downhillrennen ausgetragen. Die Universitätsstadt im Thüringer Wald ist damit einer der ältesten Veranstaltungsorte Deutschlands. Nun konnte nach zweijähriger pandemiebedingter Pause die Geschichte des Rennens mit dem bezeichnenden Namen „Absolute Abfahrt“ fortgeschrieben werden. Diesmal gab es allerdings noch ein weiteres Highlight neben dem Lauf zum international ausgetragenen iXS Downhill Cup, denn zum vierten Mal war Ilmenau Gastgeber der Deutschen Meisterschaft.

Die Strecke am Lindenberg wurde für den Anlass wieder mühevoll präpariert und die Crew um den ausrichtenden Verein ILRC hat einmal mehr ganze Arbeit geleistet und den etwa 1,5 Kilometer langen Kurs mit 220 Höhenmetern in einen fordernden Schauplatz für das wichtigste Rennen der deutschen Downhill-Szene verwandelt. Die Strecke beinhaltete Highspeed-Abschnitte, offene Kurven, Anlieger, ein wirklich hartes Steinfeld und große Sprünge, teilweise als Road-Gaps und ganz zum Schluss die spektakuläre Zieleinfahrt über den ehemaligen Schanzenauslauf. Grundsätzlich besteht der Untergrund aus Waldboden, Wurzeln und sehr vielen Steinen. Die Bedingungen waren sehr sommerlich, manchmal fast schon zu heiß, aber auf jeden Fall sehr trocken. Dadurch verwandelte sich der Boden in Staub und immer mehr Geröll kam hervor.

Am Freitag begann die Veranstaltung offiziell mit dem Abholen der Startnummer und dem anschließenden Track Walk. Am Nachmittag hatten die etwa 500 Teilnehmer aus 17 Nationen vier Stunden Zeit sich die Linien auszuwählen und diese zu trainieren. Der Untergrund wurde immer tiefer und der Zielbereich immer staubiger. Nach einer entspannten Trainingssession ließen die Teilnehmenden den Tag gemütlich im Fahrerlager ausklingen. Die Streckenbaucrew hat die Abendstunden noch einmal genutzt und einige Stellen gewässert, um den baulichen Anlagen die nötige Festigkeit zu geben. 

In der Nacht regnete es dann leicht, so dass zumindest die Waldbrandgefahr etwas gebannt wurde. An der Strecke hat sich allerdings nicht wirklich viel verändert. Der Samstagmorgen startete dann nicht ganz so heiß, so dass die Trainingsbedingungen optimal waren. Der Nachmittag war dann dem Seeding Run vorbehalten und somit wurde es das erste Mal spannend. Bereits bei den lizenzfreien Kategorien wurden schon ordentliche Zeiten vorgelegt, so dass das Moderatorenduo Uwe Buchholz und Steffen Marquardt diskutierte, wann wohl erstmals eine Zeit von unter zwei Minuten fallen würde.

Tatsächlich dauerte es eine ganze Weile und erst die letzten der Elite Men Klasse waren dazu in der Lage. Am Ende waren es tatsächlich nur drei Fahrer, denen dies gelang. Es waren Erik Irmisch (GER – YT Racing Dudes), Tristan Botteram (NED – Canyon CLLCTV) und der Tagesschnellste Max Hartenstern (GER – CUBE Global Squad), der mit einer Zeit von 1:55.566 Minuten zweieinhalb Sekunden auf seine Kontrahenten herausfahren konnte. Bei den Frauen war es die Titelverteidigerin Nina Hoffmann (GER – Santa Cruz Syndicate) die mit einem deutlichen Vorsprung klar ihre Ambitionen für das Finale demonstrierte.

Max Hartenstern im Seeding Run © Sebastian Sternemann

Der Sonntag war dann von Anfang an warm und sonnig. Recht ruhig begannen die letzten Trainingsstunden, bevor es dann am Mittag ernst wurde. Sowohl die Strecke als auch der Zielbereich füllten sich stetig und es kam wieder die besondere Ilmenauer Stimmung auf. Die legendäre Fankurve war gut und laut besetzt, so dass sie ihrem Ruf einmal mehr gerecht wurde. Schon in den Open Klassen kochte die Stimmung, nicht zuletzt, weil Local Mark Balbierer (GER – Rad-Art Ilmenau) die nichtlizenzierte Men Kategorie gewinnen konnte. Und auch in der Pro Masters Klasse konnte ein besonderer Sieg gefeiert werden, denn Frank Hedwig (GER – Rad-Art Ilmenau) sicherte sich den DM-Titel. Wer schon mal in Ilmenau bei einer Siegerehrung anwesend war, kann sich sicherlich vorstellen, wie diese zwei Podiumsplätze zelebriert wurden.

Charlotte Germann nach ihrem Lauf © Christian Heilwagen

In der Elite Women Klasse war die klare Favoritin Nina Hoffmann, aber auch die anderen Fahrerinnen legten ordentlich vor. Charlotte German (GER – Freeride und Downhill Vorarlberg) und Ramona Laura Kupferschmied (SUI – Swiss MTB Pro Team) unterboten ihre eigenen Zeiten vom Vortag, konnten aber dann doch nicht ganz mithalten, denn auch Nina Hoffmann legte noch einen drauf. Die alte Deutsche Meisterin war also auch gleichzeitig die neue. Sie bewies ihre Qualität mit einer Zeit von 2:13.195 Minuten und einem Vorsprung vor der Schweizerin von neun Sekunden. 

Nina Hoffmann beim obligatorischen Stagediving © Christian Heilwagen

Richtig brodelte der Hexenkessel als die letzten Elite Men in den Zieleinlauf hineingeflogen kamen. Als Erster unterbot Johannes Fischbach (GER – Raymon Racing) die magische Schallmauer von zwei Minuten. Anschließend konnten mit Bryn Dickerson (NZL) und Tristan Botteram nur noch Fahrer unterbieten, die nichts mit der Vergabe des DM-Titels zu tun hatten. Doch dann fehlte ja noch der Schnellste des Vortages. 

Die Augen waren auf den Absprung gerichtet und als die Zuschauer da oben anfingen zu jubeln, war klar, das würde wohl reichen. Mit einem coolen Sprung und noch in der Luft pedalierend segelte er der Ziellinie und seinem Titel entgegen. Die Uhr blieb für ihn bei 1:55.856 Minuten stehen und somit gewann er vor Botteram mit zwei Sekunden Vorsprung. Dritter wurde Dickerson, gefolgt von Fischbach und Erik Irmisch, der damit das DM Podium komplettierte.

Podium Elite Men der Deutschen Meisterschaft © Christian Heilwagen

Die Veranstaltung war aber mit dem Rennen noch nicht beendet, weil die Siegerehrung tatsächlich ein kleines eigenes Event ist. Kettensägen, Sekt-, Bier- und Wasserduschen, Stagediving und unendlich viel Applaus von einer riesigen Menge lieferten die standesgemäße Atmosphäre für den Abschluss eines einzigartigen Wochenendes. Weiter geht es nun nicht ganz planmäßig, da das Finale in Bad Tabarz aufgrund von erhöhter Waldbrandgefahr verschoben werden musste. Somit findet der iXS Downhill Cup erst Anfang September seinen Abschluss.

Text und Bilder: Racement

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