Die Geschichte des Klassikers

Das Rennen in Ilmenau gehört zur deutschen Downhill-Geschichte und hat diese erheblich mit geprägt. Neben Bad Tabarz ist es das älteste Rennen Deutschlands und kann zurecht als Klassiker bezeichnet werden. Dieses Jahr gibt es die 25. Jubiläumsausgabe, somit ist es Zeit, mal etwas zurückzublicken.

Bereits 1996 war die Geburtsstunde des mittlerweile als Klassiker bezeichneten Rennens in Ilmenau. In den ersten beiden Jahren wurde noch vom Kickelhahn, einem der zwei Hausberge der Stadt, gefahren. Die Strecke führte Großteils auf dem Wanderweg hinab und vernichtete bei absoluten Höchstgeschwindigkeiten 350 Höhenmeter. Der Kurs war extrem und nach heutigen Gesichtspunkten auch ziemlich gefährlich. Nicht zuletzt deshalb und da auch vor und nach dem Rennen die Reaktionsfreudigkeit des einen oder anderen Wanderers getestet wurde, musste eine Lösung gefunden werden. Sport wurde in der Universitätsstadt im Thüringer Wald schon immer groß geschrieben, kamen doch einige der ganz großen Wintersportler aus Ilmenau. Somit hatten auch die Entscheidungsträger etwas übrig für diese neue Sportart. Eher unkompliziert suchte man nach einer Lösung und fand diese im Stadtwald am Lindenberg, dem gegenüberliegenden zweiten Hausberg. Das Gelände war nahezu perfekt, mit Alpine, ehemaligen Skischanzen, Eisstockbahn, Tennisplatz und der historischen Bobbahn war es sowieso ein Gebiet des Sports, also ließ man ein Stück Wald aus der Bewirtschaftung raus und damit hatten die Rennorganisatoren ihren Spielplatz.

Schon das erste Rennen, mit der noch nicht optimalen Ausnutzung des Geländes, war ein Spektakel. Tausende Zuschauer empfingen die Sportler als sie geradewegs in den ehemaligen Aufsprunghang der großen Skischanze flogen. In den Folgejahren wurde die Strecke immer mehr perfektioniert, mit Nutzung von Teilen der über 100 Jahre alten Naturbobbahn, den Bombentrichtern, die gar keine sind, sondern einfach nur Absenkungen vom Bergbau und der legendären Holzkurve.

Dieser monströse Anlieger nach dem Schanzenauslauf war etwa 30 Meter lang, in der Mitte fast 2 Meter hoch und gefühlt vertikal, bevor er mit einem knapp einem Meter hohen Sprung endete. Geschwindigkeiten bis zu 70 km/h wurden darin erreicht und der zwei Meter hohe Fangzaun wurde ordentlich strapaziert. Aber am spektakulärsten sind seit je her die Sprünge in den Schanzenauslauf, der seit ein paar Jahren nun wieder wie in der Anfangszeit gerade angefahren wird und Weiten bis zu 25 Metern erlaubt.

Die mit etwas mehr als 1.500 Metern nicht gerade lange Strecke, die alljährlich für das Rennen hergerichtet wird, wird nun bereits zum 23. Mal in diesem kleinen Stück Wald neu designt. Die Streckenbauer bieten jedes Jahr neue Linien an, obwohl man schon nach zehn Jahren dachte, man habe das Non-Plus-Ultra gefunden. Bisher haben sie noch nie daneben gelegen und somit war das Rennen auch immer ein Magnet für internationale Größen. Die Siegerhistorie liest sich schon interessant, findet man darin doch Namen wie Bas de Bever, Oscar Saiz, Britta Kobes, Anneke Beerten, Nick Beer und natürlich Antje Kramer und Marcus Klausmann.

Hinter dem Ganzen steht im Übrigen kein kommerzieller Ausrichter. Seit einigen Jahren wird das Rennen vom ILRC e.V. organisiert, vorher von Racement und davor von RAD-ART racing. Aber eigentlich stehen schon immer die gleichen Leute dahinter, sicherlich sind einige nicht mehr dabei, dafür sind aber wieder andere dazugekommen.

Ilmenau ist auf jeden Fall ein Muss für jeden Radsportbegeisterten. Allein schon, dass Deutschlands Starmoderator Uwe Buchholz wieder sein ganzes Wissen über die Szene preisgeben wird, ist eine Reise wert. Sicherlich wird er die Zuschauer das ein oder andere Mal mit auf eine Reise in die Vergangenheit nehmen, als in Ilmenau der Players Cup, der Locomotion Cup, die Bundesliga oder auch der Mountainbike Rider Cup ausgetragen wurde, bevor dann 2006 die Ära der iXS Serien Einzug hielt. Aber auch da gab es neben dem iXS German Cup einige Highlights, beispielsweise mit dem Europacup im Jahr 2008 und 2010 oder den im Fünfjahresrythmus stattfindenden Deutschen Meisterschaften 2007, 2012, 2017 und 2022.

Zum 25. Jubiläum wird auch wieder abseits der Rennstrecke etwas geboten, so dass die Tage mit Musik ausklingen können. Zwar gibt es aktuell nicht mehr so große Abendveranstaltungen wie früher, aber dennoch wird der Rahmen geboten, um bei entspannter Atmosphäre über die vergangen zweieinhalb Dekaden zu philosophieren. Sicherlich lohnt sich mal das Kramen in den Katakomben des Gedächtnisses. Da fallen Manchem bestimmt noch die legendären Konzerte im Ilmenauer Schwimmbad ein, beispielsweise 1999 mit Die Happy, 2000 mit Yucca Spiders und 2002 mit Such A Surge mit jeweils etwa 2.000 Besuchern. Oder die im Zielgelände aufgeführten FMX Shows in den Jahren 2004 und 2005.

Definitiv legendär war auch der Cannondale The Cut Slopestyle-Contest auf der Alpine im Jahr 2006, also ein Vorreiter noch vor dem Hype dieser Disziplin. Weitere Highlights des Rahmenprogramms waren sicherlich auch zum 15. Jubiläum 2011 das Konzert mit Yello Cap im Stadtpark oder das Konzert mit Strong Bow zum 20. Geburtstag.

Ilmenau ist etwas Besonderes und alle Jahre wieder ein Highlight.

Text: Racement

Bilder: Racement | Thomas Dietze | Sebastian Sternemann | Stephan Körner

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